[Test] Fäkalienbehandlung mit AMMOVIT® NEU

Ammovit NeuBiologisch verträgliche Sanitärzusätze habe ich schon einige getestet. Deshalb war ich gespannt auf ein Produkt, das nicht nur biologisch abbaubar ist, sondern das darüber hinaus zur Fäkalienbehandlung eingesetzt werden kann, um daraus hochwertigen Dünger herzustellen.

AMMOVIT® NEU verspricht nun genau dieses – und musste sich unserem Test auf Tauglichkeit unterziehen.

AMMOVIT® NEU – ist gar nicht so neu…

… denn das Produkt ist schon seit etwa 70 Jahren im Handel. Vor allem in den “neuen” Bundesländern (hört sich nach so langer Zeit der Wiedervereinigung zwar doof an, aber ihr wisst, was gemeint ist), ist Ammovit bekannt und wird dort in der Landwirtschaft und auch bei vielen Kleingärtnern zur Behandlung der Fäkalien eingesetzt.

Ich gebe zu, mir sagte es gar nichts, und so sah ich mich in einige
Foren erst einmal um. Wie ich erfahren habe, greifen also viele
Kleingärtner, die keinen Anschluss an das Kanalnetz haben und somit
dieser Entsorgungsmöglichkeit beraubt sind, gerne
zu Ammovit und geben die so behandelten Fäkalien zur anschließenden
Verrottung auf den Kompost. Natürlich sollten hierbei die geltenden
Rechtsvorschriften und kommunalen Regelungen nicht außer Acht gelassen
werden. Darüber hinaus fand ich weitere Einsatzmöglichkeiten wie z.B.
zur Moosbeseitigung oder auch zur Rasendüngung und biologischen
Nacktschneckenbekämpfung.

Das wollte ich mir genauer ansehen und freute mich, als ich einen 5-kg-Eimer Ammovit von der Firma Agrotex, zum Testen zur Verfügung gestellt bekam.

Was ist Ammovit – und wie wird es angewendet?

1 Esslöffel Ammovit NeuAmmovit ist eine bräunliche Substanz, die vom Aussehen und der Konsitstenz her zunächst an feuchten Sand erinnert.

Derzeit gibt es sie nur im 5-kg-Eimer käuflich zu erwerben. Aber wie ich vom Inhaber erfahren habe, wird bereits auch nach kleineren Verpackungseinheiten Ausschau gehalten. Und das ist auch gut so, denn wie sich schnell herausstellte, braucht man gar nicht viel Ammovit für eine “Tankladung”. Eine 1-kg-Abpackung würde z.B. für einen 4-wöchigen Wohnmobilurlaub voll genügen. Ein bis zwei Esslöffel reichten im Test aus, um einen 21-Liter-Fäkalientank über die gesamte Fülldauer von ca. 5 Tagen geruchsfrei zu halten. Blümchen- oder Tannenwald-Duft darf man hier natürlich nicht erwarten, es roch einfach sehr neutral – auf keinen Fall nach Jauche oder Gülle. Ammoniak- oder Schwefelgeruch sowie Faulgase blieben gänzlich aus.

Dazu haben wir den Tank mit einem Esslöffel Ammovit und etwa 2 bis 3 Liter Wasser befüllt und dann ganz normal für die täglichen Geschäfte benutzt. Sollte es nach einiger Benutzungszeit zu Geruchsentwicklungen kommen, gibt man einfach noch einmal einen Esslöffel Ammovit hinzu.

Allerdings hat Ammovit die Eigenschaft, Kunststoff bräunlich zu färben, wenn es mit diesem in Kontakt kommt. Im Tank selbst ist das eigentlich ziemlich schnuppe, die Toilettenschüssel selbst jedoch sollte aber nicht kontaktiert werden. Unser Tipp: Wer also Ammovit “nachlegen” muss, der nimmt sich einfach etwas Toilettenpapier, gibt den Esslöffel Ammovit hinein, knüllt alles etwas zusammen und gibt dann diesen Knäuel in den Fäkalientank. So bleibt die Toilettenschüssel unberührt und bekommt keine unschönen Flecken. Inzwischen hat der Hersteller auf dieses
Problem reagiert und stellt ab 2017 u. a. über seinen Online-Shop auch
Messlöffel und wasserlösliche Dosierbeutel zur Verfügung.

Die Fäkalien selbst werden durch den Zusatz von Ammovit® Neu zu einer homogenen, pump- und fließfähigen Masse umgewandelt – je nach Eintragung flüssiger Bestandteile. Dabei verfärbt sich das Ganze grau-schwarz und riecht erstaunlich neutral. Toilettenpapier (wir empfehlen hier entweder Recycling-Toilettenpapier oder spezielles, selbstauflösendes Camping-Toilettenpapier) wird dabei ebenso gut zersetzt wie auch die anderen festen Bestandteile.

Die Entsorgung über den Kompost hat einwandfrei funktioniert, aufgrund des hohen Flüssigkeitsgehaltes haben wir dazu eine Mulde in die Kompostmiete gegraben und dort hinein die Tankentleerung vollzogen. Wie sich das Ganze nun auf unsere Pflanzen auswirkt, können wir an dieser Stelle allerdings noch  nicht sagen, da der Kompost erst im nächsten Jahr ausgebracht wird.

Wie wirkt AMMOVIT® NEU – und woraus besteht es?

Auf der Homepage von Agrotex ist dazu Folgendes zu lesen:

» Mit dem Fäkalienbehandlungsmittel AMMOVIT NEU® steht dem individuellen
und technischen Gartenbau sowie der Landwirtschaft ein Produkt zur
Verfügung, das den bei der Fäkalfaulung entstehenden hochtoxischen
Schwefelwasserstoff sowie den Ammoniak bindet, in Sulfat umwandelt,
Geruchsbelästigung beseitigt, gleichzeitig organische, Kalium-, Phosphor
und Stickstoff-Dünger dem Boden liefert und durch die Kolloidbildung
die Bodengare verbessert.

Die im Umsetzungsprozess nach Wiederverwertung als Dünger entstehenden
Restprodukte (Eisenoxit, Calciumsulfat und Kieselerde) sind natürliche
Bestandteile des Bodens, während Stickstoff für das Pflanzenwachstum zur
Verfügung gestellt wird. Durch den Einsatz von mit AMMOVIT NEU® behandelter Gülle/Jauche kann
eine beachtliche Menge von Mineraldünger, sofern bisher eingesetzt,
substituiert werden. «

Ammovit Neu im 5-kg-Eimer

Ein Gutachten der ‘Öko-Lab Gesellschaft für
Ökologie und Umweltchemie GmbH’ teilt darin auch die genaue
Wirkungsweise haarklein mit und lüftet die Zusammensetzung: Ammovit® Neu
besteht zum wesentlichen Teil aus Eisen-II-Sulfat und aus
CalciumKarbonat. Ich möchte euch nun nicht mit einem Abriss über die
biochemischen Vorgänge langweilen – außerdem war ich in der Schule nie
ein Ass in Chemie und somit wäre ich dafür wahrscheinlich auch die
falsche Person 😉

Wen das genauer interessiert, der kann sich gerne das Gutachten auf der Homepage (pdf-Dokument) ansehen.

Ich verlasse mich also auf das Gutachten,
welches unter Punkt 5 sowohl die ökologische als auch bei
bestimmungsgemäßer Anwendung die gesundheitliche Unbedenklichkeit von
Ammovit® Neu bescheinigt und darüber hinaus zur Verbesserung der
Nährstoffbilanz des Bodens beiträgt.

Im
Gegensatz zu sonstigen umweltfreundlichen Sanitärzusätzen, kann man
also seine mit Ammovit versetzten Fäkalien nicht nur umweltfreundlich
oder auch -neutral über Entsorgungsstationen abführen, sondern zugleich
einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten!

Ist AMMOVIT auch im Campingbereich nutzbar?

Aussehen von Ammovit® NEU

Eigentlich spricht nichts dagegen. Zeigen
doch zunehmend auch immer mehr Camper ein hohes Maß von
Umweltbewusstsein und wollen auf den Zusatz von teuren Chemieprodukten
verzichten. Demnach macht der Einsatz auch hier Sinn.


Man hat ein biologisch unbedenkliches Produkt an der Hand, was man natürlich auch über die normalen Entsorgungsstationen entleeren kann. Wer Camping auf dem Bauernhof macht, kann aber auch dort nachfragen, ob über den Kompost oder den Misthaufen entsorgt werden kann.

Und auch, wenn es vielleicht nicht gestattet ist, ist das wilde Entsorgen eines mit Ammovit behandelten Fäkalientanks immer noch besser für die Umwelt als das Eintragen der chemischen Sanitärzusätze in die Natur.

Wo kaufen und was kostet’s?

Ammovit® NEU von Agrotex

Ammovit® Neu gibt es in einigen Baumärkten
wie Hornbach oder auch OBI zu kaufen – leider nicht überall in den
Märkten (fehlt doch das Wissen über die weitreichenden Vorzüge im Anwendungsgebiet des
Produktes beim Endverbraucher?), auf jeden Fall aber über die
jeweiligen Onlineshops.

Auch bei Ebay und Amazon habe ich es gesehen. Bisher habe ich noch keine Campingshops entdeckt, die Ammovit® Neu im Programm haben, sobald sich auf diesem Sektor etwas tut, werde ich das an dieser Stelle kundgeben 🙂

Nach Aussage des Inhabers wird auch hier an einem übergreifen auf das bundesweite Netz gearbeitet.

Der 5-kg-Eimer kostet je nach Anbieter 12,49 € bis knapp unter 20 €, was einem kg-Preis von 2,50 bis 4 € entspricht.

Mit dem Eimer kommt man extrem lange aus, wenn man bedenkt, dass man pro Fäkalientank (20 Liter-Tank) etwa 60 g braucht. Das wären etwas über 80 (!) Anwendungen. Gnadenlos gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Fazit: Top oder Flop?

Ammovit® Neu Testsiegel

AMMOVIT® NEU hat uns im Test überzeugt. Die Geruchsneutralität hat überrascht und der Zersetzungsgrad der festen Bestandteile war erstaundlich gut.

Die Möglichkeit, mit Ammovit behandelte
Fäkalien unter Einhaltung gesetzlicher Regelungen zu verkompostieren,
ist der größte Pluspunkt.

Preislich ist Ammovit fast unschlagbar im Vergleich zu anderen Sanitärzusätzen.

Die
leichte Braunfärbung an Kunststoff oder Keramiken (insbesondere, wenn
Haarrisse vorhanden sind) sind vermeidbar. Im Fäkalientank ist die
Verfärbung vertretbar und auch nicht wirklich schlimm. Die
Funktionstüchtigkeit des Sanitärs wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Das
große Gebinde von 5 kg ist eigentlich der einzige “Kritikpunkt”. So
viel braucht man vor allem auf Reisen nicht, kann sich aber problemlos
selbst etwas abfüllen. Aber hier wird bekanntlicherweise Abhilfe geschaffen.

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15 Kommentare

  1. Wir benutzen Ammovit im Garten (Trockentoilette mit Grube ca. 1m³). Es ist sehr sparsam; Das Klo riecht nicht, und wenn die Grube mittels Tauchpumpe leer gemacht werden muss kommt nur eine fast schwarze, neutral riechende "Brühe" raus. Feste Bestandteile oder Papier ist nicht zu sehen, obwohl wir 4 lagiges, normales Papier verwenden.

    Ich kann Ammovit nur weiter empfehlen.

    • Also, ich benutze Ammovit jetzt seit etwa über einem Jahr (seit dem Test) in unserer Gartentoilette und konnte nichts derartiges feststellen.

      Bei uns kommt Ammovit aber auch mit keiner Dichtung in Kontakt. Am Abflussrohr sitzt die Dichtung in der Kappe, die man ja abdreht, wenn man den Fäkalientank leert… Aber das mag wohl auch vom Toilettenmodell abhängig sein.

  2. Ich habe Ammovit in einem kleinen Tank mit ca. 20l eingesetzt. Der muss, bei 3 Personen, alle 2 Tage geleert werden.Die Erfahrung zeigt das die Einwirkzeit von 2 Tagen zu kurz ist. Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

    • Bei dieser häufigen Entleerung kann es sein, dass Ammovit nicht alles zersetzen kann, weil die Zeit dafür einfach zu kurz ist. 5 Tage werden empfohlen.

      In diesem Fall kann ich dir aber ein anderes, ebenfalls ökologisch abbaubares Produkt empfehlen, das wir getestet haben und bei kürzerer Verwendungszeit auch selbst gerne nutzen, nämlich den SOLBIO Sanitärzusatz.

    • SOLBIO nutzen wir im WoMo erfolgreich im Frischwasser- und Grauwassertank. Im Fäkaltank ist das normale "SOLBIO Original" leider nicht imstande, die Entstehung von Ammoniak- bzw. Schwefelgasen zu unterbinden. Daher teste ich demnächst mal die "SOLBIO Marine"-Variante, die etwas stärker ist.

  3. Sind denn Probleme zu erwarten, wenn AMMOVIT im Fäkalientank zum Einsatz kommt und SOLBIO wegen der Reinigungswirkung und des frischen Geruchs im Spülwasser eingesetzt wird? Oder ist eine andere Kombination empfehlenswert?

    • Ich habe darüber jetzt keine gesicherten wissenschaftlichen Kenntnisse, aber ich weiß nicht, ob Ammovit dann noch zur Verkompostierung geeignet ist. Immerhin ist Solbio ja ein Produkt auf Seifenbasis, wenn auch biologisch abbaubar. Also, ich denke, es wird nichts Schlimmes passieren, nur auf den Kompost würde ich Ammovit dann nicht mehr geben…

  4. Wir nutzen Ammovit seit 22 Jahren in einem Kleingarten der leider nicht an der Kanalisation angeschlossen ist. Abwasser und Fäkalien werden in einem 6 m3 Tank gesammelt. Da wir im Sommer auch draußen wohnen kommt da eine Menge zusammen die nicht mehr über Komposter entsorgt werden können. Zum Glück können wir beide im Betrieb duschen und die Wäsche wird in der 10min entfernten Wohnung gewaschen. So reicht der Tank trotz gewünschtem oder nach Gartenarbeit notwendigen duschen und abwaschen usw ca 2-3 Monate. Dank des Ammovit gibt es keinerlei Geruchsbelästigung und das Abpumpen durch den Entsorger geht problemlos

  5. Ich habe ich habe eine klär grube bei mir im Garten, also ca 1000 Liter, in der grube eine Pumpe um wenn die voll ist nach vorne in einer anderen grube zu pumpen. Verstehe ich es dann richtig, ich denke bei dem Volumen eine Kelle voll in die grube geben umrühren und das zersetzt dann das Klo Papier und die Fäkalien in Flüssigkeit. Richtig??

    • Hm, mit Klärgruben habe ich selbst keine Erfahrungen und daher kann ich dir auch nicht sagen, ob eine Kelle voll ausreichend ist.
      Die Fäkalien werden in pump-fähige Masse umgesetzt, nicht in Flüssigkeit. Und es dauert schon etwas, bis das passiert, ist nicht direkt nach dem "Umrühren " fertig.

      Am besten fragst du mal bei Ammovit nach, die sind sehr nett da und beraten dich sicherlich gerne.

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