Pilgern auf dem Jakobsweg

Wegweiser Jakobsweg
© rewind / Pixabay.com

Der Jakobsweg ist wohl einer der berühmtesten Pilgerwege der Welt. Obwohl – DEN Jabobsweg gibt es eigentlich gar nicht.

Vielmehr handelt es sich um eine Vielzahl von Wegen, die quer durch Europa laufen.

Doch was bedeutet das eigentlich – Jakobsweg?

Der Heilige Jakobus

Heiliger Jakobus auf Kirchenfenster
© Didgeman / Pixabay.com

Namenspatron der Jakobswege ist Jakobus der Ältere. Er war einer der erstberufenen Jünger Jesu und auch bei Jesu Verklärung und bei dessen Todesangst im Garten Getsemani dabei. Jakobus wurde im Jahre 43 n. Chr. durch König Herodes Agrippa I. von Judäa mit dem Schwert hingerichtet und gilt somit als erster Märtyrer unter den Aposteln.

Um Jakobus ranken sich mehrere Legenden. Eine davon besagt, dass seine Jünger den Leichnam des Jakobus nach seiner Enthauptung einem Schiff ohne Besatzung übergeben haben, welches hernach im Nordwesten Spaniens am Küstenufer strandete. Der Leichnam wurde im Landesinneren beigesetzt und geriet zunächst vollkommen in Vergessenheit. Im 9. Jahrhundert jedoch wurde das Grab wiederentdeckt und darüber eine Kapelle errichtet. Später ersetzte man die Kapelle durch eine Kirche und letzlich durch eine Kathedrale, um die herum sich der Ort Santiago de Compostela entwickelte. Die gesamte Altstadt des Ortes und damit auch die berühmte Kathedrale von Santiago de Compostela wurde überdies im Jahre 1985 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.

Was hat es mit der Jakobsmuschel auf sich?

Jakobsmuschel
(© miriamart / Pixabay.com)

Die Jakobsmuschel ist eigentlich eine ganz einfache Kamm-Muschel. Sie wird aber oft auch als Pilgermuschel bezeichnet und ist ein Symbol für die Pilgerschaft. Jakobspilger tragen diese Muschel sichtbar als Schutzsymbol bei sich und werden an dieser auch als Pilger erkannt. Oft findet sich auf der Muschel auch noch das sogenannte Jakobskreuz aufgezeichnet, welches Symbol des spanischen ‘Ordens des Heiligen Jakob vom Schwert’ ist.

Außerdem kennzeichnet die Jakobsmuschel auch die Wegweiser der Jakobswege in ganz Europa.

Aber was hatte Jakob mit einer Muschel zu tun?

Eigentlich nichts, denn dieses Symbol wurde ihm posthum angedacht. Der Legende nach soll ein junger Ritter dem Schiff mit dem Leichnam des Jakobus entgegengeritten sein. Das Pferd scheute beim Anblick des Leichnams und der Ritter stürzte ins Meer. Als er wieder auftauchte, war er übersät mit den Kamm-Muscheln, die fortan als Jakobs-Symbol verehrt wurden.

Jakobskreuz
© Herbymep / Pixabay.com

Pilgern – wozu?

Pilgern ist eine Tradition, die es in allen Religionen gibt. Bei der strapaziösen und von Verzicht geprägten Wanderschaft zu einem heiligen Ort leisten die Pilger Busse und befreien sich von Schuld. Manche hoffen auch auf die Heilung von einer schweren Krankheit.

Das ist zumindest der Ursprung des Pilgerns. Die Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin dagegen hielten nicht viel vom Pilgerkult und lehnten diesen ebenso wie den damals üblichen Ablasshandel ab. In manchen reformierten Ländern stand das Pilgern zeitweise sogar unter Strafe!

Dennoch – Abschaffen konnten die Reformatoren das Pilgern nicht.

Heutzutage spielen auch andere Motive eine große Rolle und man muss auch nicht zwingend katholischen Glaubens sein, um eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg zu begehen. Oft ist es der Wunsch, eine Auszeit zu nehmen, zu sich selbst zu finden oder – auch das ist heutzutage nicht selten – in der Reise eine sportliche Herausforderung zu sehen. Und zugegeben, es hat schon was, wenn einer von seiner Pilgerreise erzählt – nicht umsonst konnte Hape Kerkeling mit seinem Buch “Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg“* so viele Menschen begeistern und zum Pilgern ermutigen.

Interessant ist hier der Blick auf die Statistiken, die jedes Jahr einen deutlichen Anstieg der in Santiago ankommenden Pilger zeigen. Während im Jahr 1970 gerade einmal 68 Pilger Santiago erreichten, waren es 2015 unglaubliche 262459 Pilger (Quelle: Statistik Jakobsweg / pilgern.ch)! Dabei wird jedoch nur gezählt, wer die “Compostela” erhält, eine seit dem 14. Jahrhundert verbürgte Urkunde. Diese bekommt nur, wer die letzten 100 Kilometer zu Fuß (neu: auch mit dem Rollstuhl) oder die letzten 200 km mit
dem Rad oder – kein Witz – mit dem Pferd gereist ist und jeden Tag mindestens zwei Stempel im Pilgerausweis vorweisen kann.

Der Pilgerausweis wiederum ist ein Dokument über den Nachweis der Pilgerschaft, den man in allen Stempelstellen bekommt. Er weist den Besitzer als Jakobspilger aus und berechtigt zu einer kostengünstigen Unterkunft in den sogenannten Refugios (Pilgerherbergen). Vielmehr ist der Pilgerausweis aber vor allem ein schönes Andenken an die (lange) Pilgerreise.

Jakobswege in Spanien

Jakobspilger mit Jakobsmuschel
© xtberlin / Pixabay.com

So wie es in ganz Europa mehrere offzielle Jakobswege gibt, gibt es auch in Spanien nicht nur einen Jakobsweg, der zum Ziel Santiago führt.

Die bekanntesten Jakobswege in Spanien sind:

  • Camino Francés
  • Camino Inglés
  • Camino de la Costa
  • Camino Primitivo
  • Via de la Plata

Der Berühmteste unter diesen Wegen ist wohl der Camino Francés, der mit ca. 800 km Länge quer durch Spanien geht und seinen Ausgangspunkt entweder in Somport-Aragón oder in Roncesvalles-Navarra, die in Puente la Reina wieder zusammenführen, hat. Dieser leichte bis mittelschwere Weg führt auch durch die berühmten Städte Pamplona, Burgos und León. Etwa 65 % der Pilger entscheiden sich jedes Jahr für diesen Weg. Auf dem Camino Francés gibt es übrigens die meisten Pilgerherbergen. Das sind einfache, aber günstige Unterkünfte für eine Nacht – diese sind aber auch aufgrund der Masse an Pilgern oft schon voll, wenn man etwas zu spät am Tag dort ankommt. Auch die hygienischen Bedingungen sind meist nicht besonders gut – was wohl auch dem oben beschriebenen Anstieg der Pilgerzahlen geschuldet ist.

Deshalb entscheiden sich viele Pilger dafür, ein (möglichst leichtes) Zelt mitzunehmen und so unabhängig von der Belegung einer Herberge zu sein. Wer nicht ganz so asketisch pilgern mag, kann auch die Vorzüge einer organisierten Pilgerreise nutzen, in komfortablen Unterkünften nächtigen und sich das Gepäck von Ort zu Ort schicken lassen, anstatt es die ganze Zeit auf dem Rücken zu tragen. Hillwalk Tours ist ein Anbieter, der sich auf solche organisierten Pilgerreisen auf dem Camino Francés spezialisiert hat.

Der Camino Inglés ist mit einer Länge von nur 120 km der kürzeste und am wenigsten begangene der spanischen Jakobswege und führt von der Nordwestküste von Ferol nach Santiago. Die Küstennähe sorgt hier für ein milderes Klima, was von vielen Pilgern geschätzt wird. Es gibt auch die Möglichkeit, von A Coruna aus zu starten, da dies aber nur 75 km bis Santiago sind, hat man hier keinen Anspruch auf die Pilgerurkunde ‘Compostela’.

Der von ca. 6 % der Pilger gewählte, etwa 850 km lange Camino de la Costa wird manchmal auch als Camino del Norte oder im Deutschen als ‘Küstenweg’ bezeichnet. Er ist der nördlichste der spanischen Jakobswege und führt – wie der Name schon vermuten lässt – an der spanischen Nordküste entlang. Bekannteste Städte auf dem Weg sind San Sebastian und Santander. Der Reiz der Küste mit fantastischen Strandabschnitten hat aber seinen Preis: Das Netz der Pilgerherbergen ist weniger gut ausgebaut als auf dem Camino Francés und es gibt etliche Höhenmeter mehr zu bewältigen. Blog-Tipp: Christoph schreibt in seinem Blog jakobsweg-kuestenweg.com über seine eigenen Erfahrungen mit dem Camino de la Costa und gibt Tipps rund um das Pilgern auf den Jakobswegen.

Beim Camino Primitivo sollte man sich nicht vom Namen täuschen lassen – denn primitiv, also einfach ist dieser Weg sicherlich nicht. Primitovo wird hier denn auch nicht mit einfach, sondern mit früh übersetzt, was ein Hinweis darauf ist, dass dieser Weg als der ursprüngliche Jakobsweg gilt. Trotz seiner Kürze von nur 300 km von Oviedo nach Santiogo ist er der anspruchsvollste der spanischen Jakobswege und führt durch die Berglandschaft Asturiens – bis zu 1000 Höhenmeter wollen bewältigt werden.

Die Via de la Plata führt aus dem Süden Spaniens von Sevilla aus nach Santiago de Compostela. Mit einer Strecke von rund 1000 km ist er der längste der bekannten spanischen Jakobswege, für den man nicht weniger als 6 Wochen Zeit einplanen sollte. Die Tagesetappen sind mit 30 bis 35 km sehr lang und im Hochsommer kann dieser Weg sehr heiß werden. Das dürfte ein Grund sein, warum weniger als 4 % der Pilger diese Strecke wählen. Die Via de la Plata empfiehlt sich jedoch sehr für Pilgerreisen im Winter – wenn andere Strecken wegen Kälte oder gar Schnee ungeeignet sind – und im Frühjahr zur Blütezeit.

Jakobswege in Deutschland

Wie gesagt, gibt es noch viele weitere Wege außerhalb Spaniens, die als Jakobswege gekennzeichnet sind.

Auch in Deutschland.

Es gibt hier kürze und längere Wege und sicherlich ist auch in eurer Nähe ein gekennzeichneter Jakobsweg. Startpunkte sind meist mehr oder weniger bedeutende Kirchen und sie führen auch an mehreren Kirchen oder Domen vorbei. Natürlich erhaltet ihr am Ende keine Compostela und auch das Netz der Pilgerherbergen ist hier so gut wie nicht ausgebaut. Trotzdem kann eine Pilgerschaft auf einem der deutschen Jakobswege reizvoll sein.

Aber über die Jakobswege in Deutschland werde ich euch in einem meiner nächsten Blogartikel berichten und diesen dann an hier verlinken. Bis dahin: Buen Camino!

© minree / Pixabay.com

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